Stefan Kühl kritisiert in der NZZ den Hype um „Agilität“ und „Disruption“: Auch diese Aufregung sei lediglich eine der sich wiederholenden Wellen von Organisationsmoden und der darauf folgenden Redesign-Aktivitäten von Unternehmen. Die Mitarbeiter landeten dabei im „digitalen Strudel“.
Kühl´s These lautet zusammengefasst: Sogenannte „agile“ Organisationen erzeugen mehr Probleme, als sie lösen. Hierarchien haben den Vorteil, dass im Zweifel entschieden wird, weil es der Vorgesetzte so will. In (vermeintlich) hierarchiefreien Organisationen finden zum einen viele Diskussionen statt, ohne dass ein zielführendes Ergebnis entsteht. Und zum anderen finden auf informellen Wegen Entscheidungsprozesse statt, welche diejenigen, die doch führen wollen, oder diejenigen, die nicht führen können, aber entscheiden wollen, „managen“.
Hierzu passt ein weiteres Konzept, welches behauptet, die individuelle Führung sei nicht mehr notwendig: Die Führungskraft bräuchte nur noch den Rahmen zu stecken, in welchem gehandelt werden soll. Dann richtet sich die Organisation und das Mitarbeiter-Verhalten quasi von alleine aus. – Wer bisher nicht geführt hat, also Mitarbeiterverhalten zielorientiert beeinflusst, der hat jetzt die beste Legitimation dafür, dies auch zukünftig (angeblich) nicht zu benötigen.