35. Harte Kost zum neuen Jahr

Harte Kost 2021

„Darauf kann ich nicht verzichten!“ „Das ist mein Recht!“ „Ich muss das haben!“ „Wie können die mir das verbieten?“
Wir stehen vor der gewaltigsten Aufgabe unserer Generation – nämlich das Virus in die Schranken zu weisen und einen groß-möglichen Schutz für die gesamte Gesellschaft zu ermöglichen. Dennoch gibt es Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre trivialen persönlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten in den Mittelpunkt zu stellen. Wie die Sommerreise in den Süden, den Skiurlaub in Tirol, Silvester mit Tanz und Trunk, das Workout im Fitnessstudio. Und die Maske, „ach, die schneidet ein bisschen in meine Haut“. „So viele Verbote – mein schönes altes Leben!“ Ist das wirklich ernst gemeint?

Für Nörgler dieser Kragenweite ist es höchste Zeit, die Wasserwaage aus dem Keller zu holen und das eigene Empfinden neu zu justieren. Nie lebten wir – wir, im Westen – in einem derart satten Wohlstand. Die meisten Menschen in unserem Land leiden keinen Hunger; sie können das Haus verlassen, ohne um Leib und Leben zu fürchten. Unsere Großeltern konnten das nicht; Menschen aus Syrien, Mali oder Palästina können das nicht. Trotz aller Einschränkungen haben wir viele Möglichkeiten, uns mit uns und unseren Mitmenschen zu beschäftigen. Selbst wenn wir vieles abziehen, was wir zurzeit nicht dürfen, sind wir doch hochgradig verwöhnt. Luxus 1 B statt Luxus 1 A – das ist zwar ärgerlich, aber absolut kein Grund, voller Wut auf Politiker, Wissenschaftler oder sonst wen zu schimpfen.

Diese Krise zwingt Menschen in schlimmste Nöte. Sie können sich von Angehörigen, die in Heimen sterben, nicht verabschieden. Söhne, Mütter und beste Freunde kämpfen auf Intensivstationen ums Überleben. Schauspieler, Restaurantbetreiber und andere, die in „gestoppten“ Berufen arbeiten, werden ihrer tagtäglichen Existenz beraubt. Sie haben das bedingungslose Recht zu klagen, um Hilfe zu bitten und (gedanklich) zum Trost in den Arm genommen zu werden. Auf sie sollten sich unsere Anstrengungen konzentrieren. Der Rest sollte sich am Riemen reißen und mit seinen Forderungen hintanstellen. „Jeder ist sich selbst der Nächste“ hat ausgedient – „Jeder für die Gemeinschaft“ lautet die Devise.

Lassen Sie uns diesen Jahresanfang nutzen, um jenen einen Perspektivenwechsel zu schenken, die ihren Horizont bislang nicht erweitert haben. Vorbild können uns Menschen sein, die das ganze Jahr über mit einem Lockdown konfrontiert sind – weil sie etwa in Armut leben. Auch unsere so wichtigen Pflegerinnen und Kassierer müssen kleinere Brötchen backen; für sie sind Fernreisen oder das Fitnessclub-Abo nicht selbstverständlich. Und sie sind gar nicht so unglücklich, wie wir ihnen unterstellen. Im Gegenteil. Denn Konsum macht per se nicht glücklich. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Mein Tipp: Akzeptieren Sie die Realität. Gehen Sie aktiv auf die Zukunft zu und versuchen Sie das zu beeinflussen, was Sie beeinflussen können. Und oft helfen gute Gespräche weiter. Schalten wir gemeinsam einen Gang zurück – gerne auch längerfristig. Es wird uns trotzdem gut gehen – und der Welt noch besser.

Sicher ist es manchmal anstrengend, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Dennoch Ihnen einen hoffnungsvollen Start ins neue Jahr.

Brigitte Fritschle
BÖNING CONSULT®

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