Warum beschimpfen wir unsere Politiker, wenn sie etwas entscheiden, was uns nicht passt? Ein Stück Stoff vor Mund und Nase – tut nicht weh, schränkt nur wenig ein. Schützt uns alle. Trotzdem ist das Vielen schon zu viel. Warum?
Je mehr Eigennutz und Eigensucht im Vordergrund stehen, desto mehr regen wir uns über Kleinigkeiten auf.
Auf der anderen Seite: Warum lässt der Rechtsstaat Demonstrationen zu, auf denen die Hygienevorschriften nicht eingehalten werden – die dadurch womöglich zu Infektionsorgien avancieren? Auf denen noch dazu verfassungsfeindliche Symbole geschwenkt werden, zum Hass gegen Juden aufgerufen wird? Ist das nicht inkonsequent? Warum hat die Polizei die Versammlung in Berlin nicht früher aufgelöst? Warum?
Warum lehnen wir im Voraus Dinge ab, allein weil wir sie uns nicht vorstellen können und vielleicht nicht verstehen? Warum erklärt mir das niemand? Konnten Sie sich eine Bundesliga mit Geisterspielen vorstellen? Warum nennen wir Geisterspiele nicht „Hoffnungsspiele“? Sie zeigen uns, dass es auch unter widrigen Bedingungen Möglichkeiten der Neugestaltung geben kann. Warum nicht?
Warum beteuern wir, der Klimawandel läge uns am Herzen. Gleichzeitig wollen wir nicht auf unsere Fernreisen verzichten – am besten mehrmals im Jahr. Wie sehr sind wir bereit, Abstriche in unserer Komfort-Zone zu akzeptieren, weil es die Situation erforderlich macht? Warum gelingt es uns nicht, eine abstrakte Gefahr zu antizipieren und nicht in der Gegenwart zu verharren und auf unser vermeintliches Recht zu pochen? Die Bilder aus Bergamo haben uns zwar aufgerüttelt, einen Schalter zum Handeln umzulegen. Warum hat das nicht ausgereicht, Vernunft und Einsicht zu zeigen?
Warum ist der Zorn auch in unserer Gesellschaft so mächtig wie nie zuvor? Beleidigungen und Mobbing, Bespucken und Treten schon ab dem Kindergarten. Mordaufrufe und Diffamierungen im Internet. Politiker, Menschen anderer Hautfarbe, eines anderen Glaubens, einer anderen Meinung … Das reicht schon. Warum vergrößert sich die Schere zwischen Arm und Reich, wo wir doch wissen, dass sich Glück und Zufriedenheit der Menschen ab einer bestimmten Menge des Einkommens nicht mehr steigern. Warum ist das so oder stimmt diese Aussage überhaupt?
Bleiben Sie wachsam und gesund!
Mit den besten Grüßen
Brigitte Fritschle