20. Von der Zeit für kluge Entscheidungen

Riesige Uhr bei welcher eine Frau auf dem Stundenzeiger, der auf drei Uhr zeigt, steht und den Minutenzeiger in Richtung der 12 schiebt.

Schlagkräftig sind wir und in der Lage, Druck auszuüben. Wie nie zuvor. Früher schrieb man einen Leserbrief, der zur Post gebracht werden musste, um dann mit etwas Glück – an einem wenig prominenten Platz in der Zeitung zu erscheinen. Heute nutzen die Menschen Facebook, Instagram & Co, um ihre Meinung binnen Sekunden in die Welt zu posaunen. Das stärkt den Einfluss der Bürger. Es sorgt auch dafür, dass eine Diskussionskultur zwischen den Politikern und den Bürgern einigermaßen lebendig bleibt. Aber es begünstigt auch Empörungswellen, Shitstorms und Drohungen, unter denen Entscheidungsträger kapitulieren oder mit purem Aktionismus, aber ohne kühlen Kopf antworten.

Die Konsequenz: kurzfristige Lösungen – nur rudimentär durchdacht. Einfach „machen“, als Signal an das Volk. Um die aufgescheuchte Meute ruhig zu stellen oder womöglich eine anstehende Wahl zu gewinnen. Doch nur zu „machen“, genügt eben nicht – wenn kein strategischer, vermittelbarer Plan dahintersteckt. Was bringt es, die E-Auto-Revolution zu pushen, wenn es an Zapfsäulen fehlt? Warum werden Atomkraftwerke „von einem auf den anderen Tag“ abgeschaltet, wenn niemand weiß, wo der Strom herkommen soll oder Mitarbeiter keine berufliche Perspektive haben? Und im Fußball? Was bewirkt der Videobeweis in der Bundesliga, wenn Spieler, Trainer und Schiedsrichter nicht wissen, in welchen Situationen und auf welche Weise er eingesetzt wird? Keiner bestreitet, dass es sich hierbei um vielversprechende Veränderungen handelt. Doch das “Ob“ und „Wie“ ist zentraler als das „Wann“.

Wir leben in einer hypersensiblen Zeit. Die Emotionen kochen hoch und greifen um sich. Doch Drohgebärden, Schmähungen und Shitstorms helfen nicht, kluge Entscheidungen zu forcieren, im Gegenteil – sie befördern riskante Kurzschlussreaktionen. Vielleicht sollten wir, die Gesellschaft, besser lernen, auch mal auszuhalten, abzuwarten. Wege und Strategien, die als Halbware daherkommen und uns nicht hundertprozentig „schmecken“. Und gleichzeitig zu vertrauen. Vielleicht unterschätzen wir unsere Politiker. Im Kontrast zu manch anderen Ländern genießen wir das Privileg, dass (noch) keine Extrem-Persönlichkeiten die Szenerie bestimmen, sondern Köpfe, die mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet sind. Liberal, konservativ oder sozial eingestellt zu sein, hat noch nie die Welt gefährdet, aber auch nicht genügend verändert. Gleichzeitig sind Entscheider gefordert, die nicht gleich umfallen, wenn der Wind sich zu einem Sturm ausweitet. Für lohnende Ergebnisse – von denen wir alle profitieren.

Mit den besten Grüßen
Brigitte Fritschle

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