15. Digitalisierung, KI und Big Data rollen – wer hält die Lawine auf?

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Der technologische Wandel setzt seinen magischen Siegeszug unaufhaltsam fort. Speziell in China sind viele Menschen gegenüber der vollständigen Transparenz aufgeschlossen. Das Reich der Mitte stürzt sich mit Wucht in das Meer an reizvollen Möglichkeiten. Dort wird an Schulen – von der Mensa bis zur Bibliothek – flächendeckend Gesichtserkennung eingesetzt. Auf den Straßen wird erfasst, wenn jemand bei Rot losläuft. Selbst das Trinkgeld für den Pizzaboten wird elektronisch dokumentiert. Bis 2020 will die Regierung ein Punktesystem zur Bewertung von Menschen einführen. Dann sollen Noten darüber entscheiden, ob jemand einen Job bekommt, mit dem Flugzeug reisen darf oder einen Kredit erhält. „Gute“ und „schlechte“ Bürger – im Wettlauf um die schönsten Belohnungen. Wer politisch nicht auffällt, darf ein Haus bauen, wer sich von Gemüse und Salat ernährt, freut sich über einen Zuschuss für nötige Medikamente.

Chinesen sind nicht gewohnt, darüber zu sprechen, gar zu kritisieren. Sie dulden immer mehr Cams, Bewegungsmelder, digitale Parkwächter. Technologisch ist der Giganten-Staat zwar weit vorne, doch zu welchem Preis? Überwachung kombiniert mit technologischem Know-how ergibt maximale digitale Kontrolle. Der gläserne Bürger trifft unaufhörlich auf Programme, die sekundenschnell Daten zum Alltagsverhalten sammeln. Das Leben kann zum Spießrutenlauf werden, liebgewonnene Gewohnheiten zu Gefahrenquellen.

Das Internet sollte, wie von seinen „Vätern“ Robert E. Kahn + Vinton G. Cerf ursprünglich vorgesehen, eine Möglichkeit der weltweiten Vernetzung der Kommunikation sein. Inzwischen ist es eine Mixtur für Regime und Unternehmen daraus geworden, das Denken der Masse „fernzusteuern“, Wahlen zu beeinflussen, Kreditkarten und Bankkonten, Regierungen, das Handy der Bundeskanzlerin zu hacken.
Das Tempo, mit dem China digital aufrüstet, kann in Europa für Schwindelgefühle sorgen. Auch wenn wir in Forschung und Entwicklung Nachholbedarf haben, wäre es falsch, allen Verlockungen der neuen Technologien blind zu erliegen. Wir stehen vor der Aufgabe festzulegen, wie digitale Anwendungen vernünftig verwendet werden können, vielleicht sogar Grenzen zu definieren. Ein komplexes Geflecht aus Ansprüchen der Politik, der Wirtschaft und von Individuum zu entwirren, ist keine leichte Aufgabe. Und wir sollten prüfen, welche Werte wir dabei „drangeben“. Algorithmen sind eine feine Sache, aber irgendwann braucht jedes Geschäft auch Menschen. Vertrauen ist auch hier der Anfang von allem.

Nimmt ein System erst Fahrt auf, wird es meist von wenigen Kräften forciert. Wir sind bereits Teil dieser Entwicklung. Es bedarf großer Aufmerksamkeit, aber auch Ehrlichkeit, damit wir überhaupt unsere Mini-Digitalisierung steuern können: Unser Handy – unsere Skinner-Box, die uns fest im Griff hat.

Mit den besten Grüßen
Brigitte Fritschle

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