11. „Führung“ – ein Konzept für die Geschichtsbücher?

Mehrere Menschen legen die Hände übereinander

Führung; wieso, weshalb, warum eigentlich? Die ganze Welt spricht von der Eigenverantwortung, die jeder Einzelne ergreifen soll. In Zeiten technologischen Fortschritts und dezentraler Arbeit mehr denn je. Experten – Wissenschaftler, Personaler, Gründer – setzen voraus, dass sich das arbeitende Individuum selbst organisieren, motivieren und weiterentwickeln kann. Eine idealistische bis arrogante Haltung – und eine Debatte, die von sogenannten Meinungsführern initiiert wird; die Realität nicht im Auge, von Pragmatismus keine Spur. Wie geht eine Führungskraft mit diesen Vorstellungen um? Was bedeutet das für die Führungsrolle? „Führung“ hat doch keinen Selbstzweck. „Führung“ soll doch zu etwas führen.

Ein vogelwildes System übersieht jene, die nicht den Verve, das Selbstvertrauen besitzen, nach vorne zu preschen, etwa durch die stürmische Übernahme neuer Projekte, die Einbringung hochinnovativer Ideen oder die Antizipation kommender Umschwünge. Freiheit ist unabdingbar, vor allem in kreativen Branchen.  Doch ohne Leitplanken, sprich Spielregeln, läuft der leistungsfähige Porsche Gefahr, die Strecke zu verlassen, sprich die Fokussierung auf eine bestimmte Aufgabe. Diese Leitplanken sind Zeit, die man sich nimmt, Worte, die wohl durchdacht sind, Aufmerksamkeit, die man spendet. Sie geben einem das Gefühl, wichtig zu sein, und sich geborgen zu fühlen, bei seinem, dem aktuellen, Arbeitgeber.

Es geht nicht darum, Themen von oben herab durchzuboxen. Führungskräfte sollten sich Fragen gefallen lassen müssen. Gleichzeitig besteht ihre Aufgabe darin, in einer immer komplexeren Welt Ziele und Lösungen anzubieten – vor dem Hintergrund definierter unternehmerischer Werte. Mangelnde Transparenz und widersprüchliche Kommunikation erhöhen den Druck auf die Mitarbeiter, die ohnehin kaum mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Junge Menschen werden von allen Seiten mit erstrebenswerten Lebens- und Denkentwürfen bombardiert – von Lehrern, Dozenten, Eltern, Freunden, Politikern, Werbe-Testimonials und Influencern. „Wem soll ich glauben?“, „Was erwartet mein Arbeitgeber von mir?“, „Darf ich hier sein, wie ich bin, oder muss ich erst jemand werden?“ Überraschungen im Verhalten des gerade erst eingestellten High Potentials sind vorprogrammiert – und als normal zu erachten.

Führungsverantwortliche stehen vor der Herausforderung, unsichere, sensible Persönlichkeiten abzuholen und ihnen eine Perspektive zu bieten, eine klare Stoßrichtung zu zeichnen, gleichzeitig Raum zur Entfaltung zu gewähren: „So wenig Einmischung wie möglich, so viel wie nötig.“ Die Kunst besteht darin, Augenmaß zu entwickeln, wie viel „zu wenig“, respektive „zu viel“ ist. Die passenden Führungskräfte sind demzufolge Menschenkenner, Empathen, keine Diktatoren. Sie wissen, wo sie sich zurücknehmen können, wo sie handeln müssen, avancieren dadurch zum Vorbild.

Ihnen allen eine wunderbare Weihnachtszeit.

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